Ist Fake Fur wirklich besser als Echt-Pelz? (2024)

Wenn es um die Frage geht: "Pelz oder Fake Fur?", würden die meisten wohl ohne nachzudenken sofort "Fake Fur" antworten. Für Kunstpelz werden schließlich keine Tiere gezüchtet, die Schmerzen leiden und nur für den menschlichen Modekonsum ihr Leben lassen müssen. Doch können wir unsohne Bedenken eine Jacke mit scheinbar unechtem Fellbesatz kaufen?

Wir haben bei den unterschiedlichsten Instituten, Organisationen und Experten nachgefragt und erstaunliche Dinge über Fake Fur erfahren. Daher möchten wir heute die alles entscheidende Frage klären:

Ist Fake Fur wirklich besser als Echtpelz?

1. Die Fake Fur Lüge

Ist Kunst- oder Webpelz gut gemacht, liegen die Produktionskosten meist sogar höher als diefür die Herstellung von echtem Pelz. Findige Textilunternehmenbedienen sich daher einem ganz einfachen und betrügerischem Trick: Sie mischen echten Pelz unter die vermeintlichen Kunstpelzfasern, ganz ohne Kennzeichnung. Eine EU-Verordnung sieht nämlich vor, dass Textilien, die Pelz enthalten mit dem Hinweis "Enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs" gekennzeichnet werden müssen.

Die Stiftung Warentest hat vor zwei Jahren Stichproben in 20 Berliner Geschäften durchgeführt und hier in fünf vermeintlichen KunstfellproduktenPelz-Anteile entdeckt. Bei allen fünf!!! Die Verkäufer sind ahnungslos, können selbst keinen Unterschied feststellen. Vor allem das Fell von Marderhunden, die in China in Massentierkäfighaltung gezüchtet werden, taucht häufig in vermeintlichen Kunstfelltextilien auf.Lea Schmitz, Biologin beim Deutschen Tier­schutz­bund sagte der Stiftung Warentest:„Findet schon während der Pelzgewinnung und -verarbeitung keine korrekte Kenn­zeichnung statt, kann ein unkritischer Hersteller oder Händler getäuscht werden und an Ware gelangen, die nicht das ist, wofür er sie hält.“

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Wie du Kunstpelz von echtem Pelz unterscheiden kannst, verrät die Tierschutzorganisation Peta. Der Preis allein spielt dafür übrigens schon lange keine Rolle mehr.

So kannst du Kunstpelz von echtem Pelz unterscheiden:

  1. Pusten: Beim Pust-Test musst du darauf achten, ob die Haare eher steif und unbeweglich sowie meist gleichlang sind (Kunstpelz) oder leicht auffliegen und ein kürzeres, fluffigeres Unterfell sichtbar wird (Echtpelz).
  2. Auseinander ziehen: Ziehst du das Fell auseinander, wirst du beim Kunstpelz eine Textilschicht erkennen, die genäht ist. Bei echtem Fell wird eine Lederschicht sichtbar, die feine Poren enthält.
  3. Der Zünd-Test (sollte nur durchgeführt werden, wenn du das Produkt bereits bezahlt hast): Nimm einzelne Haare aus dem Pelz und zünde sie an. Kunstfell riecht nach Plastik und bildet Klümpchen. Echter Pelz verbrennt schnell, riecht nach Horn – genau wie menschliche Haare.

Eine wirklich 100 Prozent sichere Garantie liefern leider nur teure Tests im Labor.

Auf der Website von Fur free Retailerkannst du dir einen Überblick über die Marken und Labels verschaffen, die keine Pelze verwenden. Das Programm wurde von der international agierenden Fur Free Alliance ins Leben gerufen, einer Vereinigung von 40 weltweiten Umweltschutz- und Tierschutzorganisationen.

Fur Free Retailer zeigt die Marken, die keinen Echtpelz verwenden:

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2. Die Umweltbilanz von Fake Fur

Kunstpelz wird aus Acryloder Modeacryl hergestellt. Der Produktions- und Verarbeitungsprozess ist bei beiden Fasern relativ energieintensiv, was sich wiederum negativ auf die CO2-Emissionen – vor allem im Vergleich zu anderen Materialien – auswirkt. Wie Henning Wilts, Head of Research Unit Circular Economy beim Wuppertal Institute for Climate, Environment, Energy, InStyle mitgeteilt hat, entstehen bei einem Kilogramm verwendetenAcryls 35 Kilogramm CO2 – ein Drittel bei der Herstellung, zwei Drittel bei der Verarbeitung und beim Färben.

In einer weiteren Studie des unabhängigen und auf Umweltthemen spezialisierten Forschungsinstituts CE Delftwurde einem Echtpelzmantel aber trotzdem eine noch schlechtere Umweltbilanz zugeschrieben. Die Forscher verglichen die Produktion von Nerzmänteln mit denen von diversen Fake Fur-Varianten und kamen zum Ergebnis, dass die Umweltbelastung eines Pelzmantels bei normaler Benutzungsdauerum einen dreifachen Faktor höher liege, als bei der Fake Fur-Version.

3. Der Lebenszyklus von Fake Fur

Ein weiteres wichtiges Thema, das die Forscher von CE Delft untersuchten, ist die Lebensdauer der Mäntel. Sie gingen davon aus, dass ein Echtpelzmantel etwa 30, ein Kunstpelzmantel jedoch nur etwa sechs Jahre getragen wird. Daher verglichen sie die Klimabilanz eines Echtpelzes mit der von fünf unechten Pelzen. Durch die Kühlung, die es benötigt, um die Qualität desEchtpelzes zu garantieren, genauso wie die Reinigung dessen, hinterlässt derFur-Mantel größere Schäden auf dem Klimakonto als fünf unechte Mäntel.

Doch es gibt trotzdem ein großes Problem mit der unechten Variante. Während echter Pelz irgendwann verrottet und der Natur aus recycling-technischer Sicht keinen Nachtteil gibt, lösen sich viele Kunstfasern erst in 500 Jahren auf und sind, wie auch Einwegplastik, ein großer Umweltbelastungsfaktor.

Generell steht die Textilindustrie stark in der Kritik. Das Umweltbundesamt erhebt diverse Studien zur Produktion, Verarbeitung und den daraus resultierenden Umweltfaktoren. Bei der Produktion der Fasern muss weiter geforscht werden, um die Belastungen dauerhaft auf ein niedrigeres Level zu bringen. Kunstpelz allein ist also nicht für die starke Klimabelastung verantwortlich, doch er trägt ohne Zweifel dazu bei.

Die Umweltschutzorganisation WWF sieht drei ganz entscheidende Punkte im Umgang mit Textilien und daraus resultierend auch mit Fake Furals wichtig an:

  1. Ökologische Effizienz: Umwelteinflüsse müssten entlang der Wertschöpfungskette gravierend reduziert werden (z.B. Wasserverbrauch, Wasserverschmutzung, Verwendung von Chemikalien).
  2. Innovation und Transformation: Die Branche soll neue Geschäftsmodelle implementieren und innovative Technologien nutzen, um trotz erwartetem Wachstum der Branche den Ressourcenverbrauch und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
  3. Nachhaltiger Konsum: Die Verbraucher müssen Wege finden, wie Textilien geteilt, getauscht oder recycelt werden können. Der Verbrauch müsse reduziert werden, ohnedass der Wunsch nach Stil und Selbstausdruck beeinträchtigt wird.

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4. Muss ich Pelz überhaupt tragen –egal ob echt oder unecht?

Bleibt die Frage, ob man das Tragen von Pelz überhaupt propagieren sollte? Echtpelz ist und bleibt das Fell von Tieren, für das Lebewesen sterben müssen. Das Tragen dessen ist ein klares Mode-Statement und eines, über das sich jederrein ethisch im Klaren sein sollte.

Doch wie sieht es mit Fake Fur aus? Ist der vermeintliche Fellkragen wirklich nötig?Müssen wir anderen zwingend zeigen, dass wirPelzbesätze grundsätzlich schön finden?

Umwelttechnisch gesehen ist Fake Fur kein heiliger Gral, der es zwingend besser macht. Die Belastung für die Natur und das gesamte Ökosystem ist bei Fake Fur vorhanden – wie bei jeglichen Produkten der Textilindustrie. Wenn es nur um die Frage von Pelz oder Fake Fur geht, kann diese mit einem großen Pro für die unechte Variante beantwortet werden. Doch ganzheitlich gesehen sollte jeder seinen Textilverbrauch hinterfragen.

Wir lieben Mode über alles, doch muss es wirklich jede Woche etwas Neues sein? Ein bewussterer Umgang ist richtig und wichtig, den jeder lernen und ganz für sich alleine entscheiden muss.

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